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Wie wird es wohl sein?

Gedanken zum Evangelium – Allerseelen
An normalen Sonntagen sind alle drei Lesungen genau vorgeschrieben. An diesem Sonntag hingegen feiert die Kirche Allerseelen – und dafür stehen viele biblische Texte zur Auswahl. Wahrscheinlich, weil man über den Himmel so viel Verschiedenes sagen kann.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, werden zum Gericht auferstehen.

Johannes 5,24–29

Aus fünf Lesungen aus dem Alten Testament darf man für den Gottesdienst an Allerseelen auswählen. Dazu aus fünf neutestamentlichen Briefen und fünf Evangelien. Es ist also völlig unklar, was Sie an diesem Sonntag in Ihrer Kirche hören werden.

Viel Sicheres kann man über das Leben nach dem Tod nicht sagen. Auch deshalb spricht die Bibel oft in Bildern davon. Sie spricht von Hoffnung auf Glück, aber ebenso von Entscheidung, vom Gericht. All das spiegelt sich in den vorgeschlagenen Lesungen wider.

Hoffnung

Das alte Volk Israel hatte keinen festen Glauben an ein Leben nach dem Tod. Dennoch scheint in vielen alttestamentlichen Texten eine kleine Hoffnung durch. Beim leidenden Ijob zum Beispiel, der von Unglück und Schmerz geschlagen ist. Er sagt: „Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen. Meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd“ (Ijob 19,26–27). Ijob kann diese Hoffnung nicht theologisch begründen. Aber er hat sie – und sie hilft ihm, sein Leid zu ertragen. Vermutlich wird es manchen Kranken und Gequälten heute ebenso gehen.

Im Judentum galt der Tod – zumal der kinderlose – als Unglück. Dagegen stellt sich das Buch der Weisheit: „In den Augen der Toren schienen sie gestorben, ihr Heimgang galt als Unglück, ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden. In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit“ (Weisheit 3,2–4). Es sind also nur die Toren, die Dummköpfe, die nicht weiter sehen können als bis zur Grube. Die Weisen ahnen: Es gibt mehr.

Im Neuen Testament bekommt die Hoffnung einen Namen: Jesus. Im Johannesevangelium – übrigens stehen alle fünf vorgeschlagenen Evangelien bei Johannes – heißt es zum Beispiel: „Denn das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben hat und dass ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag“ (6,40). Und an anderer Stelle: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (11,25). Steile Behauptungen waren das, die in der Umwelt Jesu auf Widerspruch stießen. Durchaus verständlich, denn noch waren sie durch nichts belegt.

Das änderte sich am Ostertag. Was immer damals geschehen sein mag: Die Jüngerinnen und Jünger spürten Jesus als Lebenden. Seitdem war ihre Hoffnung mehr als Hoffnung; sie wurde zur Erfahrung, die Hoffnung bekam Argumente. In den neutestamentlichen Lesungen heißt es etwa: „Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Römer 14,8–9). Oder: „Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden“(1 Korinther 15,21–22). Oder: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen … Dann werden wir immer beim Herrn sein“ (1 Thessalonicher 4,14.17).

Für die ersten Christen wurde durch Jesus aus Hoffnung Gewissheit. Was wäre das schön, wenn wir das auch so überzeugt sagen könnten!

Gericht

Doch bei aller Hoffnung auf Glück bei Gott: Die Bibel glaubt an Gerechtigkeit. Sie glaubt daran, dass es einen Unterschied macht, wie man auf Erden gelebt hat, sie glaubt an ein Gericht. In der Lesung aus dem Buch des Propheten Daniel heißt es zum Beispiel: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu“ (12,2). Das Buch der Weisheit spricht davon, dass jeder wie „Gold im Schmelzofen“ geprüft wird (3,6), und Paulus ist davon überzeugt: „Wir alle werden vor dem Richterstuhl Gottes stehen“ (Römer 14,10).

Aber welches ist das Hauptkriterium im Gericht? Die Lesungen an Allerseelen meinen: der Glaube. Das Buch der Weisheit sagt: „Alle, die auf Gott vertrauen, werden die Wahrheit erkennen und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe“ (3,9). Der Prophet Daniel glaubt: „Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt (12,3), und Paulus ist überzeugt, dass alle auferstehen, „die zu Christus gehören“ (1 Korinther 15,22).

Jesus glaubt das auch. Im Johannesevangelium heißt es: „Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen“ (5,24). Wobei – vielleicht reicht nur der Glaube doch nicht. Denn wenige Sätze später warnt Jesus: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, meine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, werden zum Gericht auferstehen“ (5,28).

Ein Zuhause und ein Fest

Und wie wird es im Himmel sein? Die Lesungen am Allerseelentag schlagen zwei Bilder vor: Jesaja spricht von einem Festmahl für alle, „ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen“ (25,6). Freude wird überall sein, denn „Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen“ (25,8). Und Gott wird von allen gefeiert: „Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat“ (25,9).

Das zweite Bild stammt von Jesus, das Zuhause: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Johannes 14,2–3). Ähnlich formuliert es der 2. Korintherbrief: „Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel“ (5,1). Und darauf kann man sich doch freuen!

Susanne Haverkamp

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