Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Ich bin ein Mann der ‚Spiritualität der Straßen und Gassen‘“

Im Porträt
Seit vier Jahrzehnten ist Pastoralreferent Klaus Schmalzl als Seelsorger im Bistum Würzburg aktiv

Würzburg/Ochsenfurt (POW) Seit 40 Jahren steht Pastoralreferent Klaus Schmalzl (65), tätig als Diözesanrichter im Bischöflichen Offizialat und Berater in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) in Aschaffenburg, im Dienst des Bistums Würzburg. Er ist der erste männliche Pastoralreferent, der das erreicht. „Ich kann sagen: Ich habe die richtige Entscheidung getroffen. In meinem Beruf habe ich ein deutlich größeres Maß an Freiheit gehabt als ich als Lehrer gehabt hätte.“ Nach dem Abitur und Wehrdienst hatte der Kleinochsenfurter auf Wunsch seiner Eltern zwei Tage lang den gehobenen Dienst im Finanzamt angeschaut, diesen aber als nicht für sich passend verworfen. Katholisch sozialisiert, aber „kritisch distanziert“ sei er als junger Mann gewesen. Bei Soldatenexerzitien bei den Pallottinern in Kleinheubach während seiner Zeit bei der Bundeswehr habe er eine Art „Neu-Bekehrung“ erlebt. Deswegen nahm er im Anschluss in Würzburg ein Doppelstudium auf: Englisch und Religionslehre für Lehramt an Realschulen sowie Diplom-Theologie. „Im Zentrum für Pastoralassistenten hat mich damals Heribert Kurz, der Verantwortliche, gefragt: Wofür entscheidest Du Dich?“

Ab da war das Lehramtsstudium Geschichte. „Vermutlich, weil ich instinktiv geahnt und gehofft habe, dass die Entfaltungsmöglichkeiten im kirchlichen Dienst deutlich größer und die Bürokratie deutlich geringer als im Schulwesen ist.“ Erste Station im kirchlichen Dienst war für Schmalzl Hessenthal-Mespelbrunn. „Ich habe Seelsorge immer als Beziehungsseelsorge gelebt. Darunter verstehe ich, für einen überschaubaren Kreis von Menschen, die ich dann auch namentlich kenne, Seelsorger zu sein.“ Unter anderem habe er in den Ortschaften neben vielen Taufgesprächen und Gratulationen auch alle 18-Jährigen zum Geburtstag besucht. „Es gab nach fünf Jahren exakt fünf Häuser, in denen ich nicht war.“ Um so zu arbeiten, brauche es Konflikt- und Kritikfähigkeit. „Da kann man sich nicht hinter dem Amt verstecken und steht als Person in seiner Authentizität und Beziehungsfähigkeit auf dem Prüfstand.“ Pfarrer Ludwig Linker habe ihm in dieser Zeit sein Vertrauen geschenkt und ihn auch dadurch nachhaltig geprägt, sagt Schmalzl. Von 1989 bis 1993 ließ er sich berufsbegleitend zum Ehe-, Familien- und Lebensberater ausbilden. „Bei der EFL bin ich seither auch durchgängig tätig gewesen. Ich schätze an dieser Tätigkeit, dass sie Theologie und Psychologie verbindet und eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen fördert und fordert.“ Deswegen sei Seelsorge, wie Schmalzl sie sich vorstelle, unter den aktuellen Bedingungen der Pastoralen Räume nach seiner Ansicht eher schwer möglich. „Meine Idee: maximal 2000 KatholikInnen pro SeelsorgerIn.“

1991 wechselte er in das Ministrantenreferat des Bistums. „Ich war immer schon ein Fan von Großveranstaltungen. Wenn diese geistlich fundiert sind, dann erzeugen sie einen unglaublichen Solidarisierungseffekt.“ So geschehen beispielsweise bei einem diözesanen Ministrantentag in Würzburg. „Die Ministrantenpolonaise von der Sankt-Ursula-Schule bis in den Dom hat uns seinerzeit sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde beschert.“ Solche Großveranstaltungen habe er dank eines Teams von bis zu 20 engagierten Ehrenamtlichen, die sich in der Vorbereitung und bei der Durchführung maßgeblich einbrachten, realisieren können. In seine Zeit im Mini-Referat fiel auch die offizielle päpstliche Zulassung von Mädchen als Ministrantinnen.

1996 beendete Schmalzl seine Tätigkeit als Ministrantenreferent. „Ich habe fünf Jahre lang viele Wochenenden für Minis im Alter zwischen 16 und 25 Jahren organisiert. Das hat viel Spaß gemacht, aber auch viel Kraft gekostet, insbesondere in einer Zeit, in der ich mit meiner Frau gerade eine Familie gegründet hatte.“

Bis 1998 studierte er in Münster Kirchenrecht und schloss mit dem Lizentiat ab. „Es hat mich gereizt, nochmals ein Studium zu absolvieren und tief in eine neue Materie einzusteigen.“ Das hieß konkret, das juristische Denken zu erlernen und sich mit Geduld durch die lateinischen Texte der Rota Romana zu beißen. Mit Abschluss dieses Studiums begann Schmalzl seine Tätigkeit für das Würzburger Offiizialat, seine zweite große Konstante im Berufsleben. Nach Schmalzls Wissen ist er bundesweit der einzige Mitarbeiter eines Offizialats, der auch noch im Bereich EFL aktiv ist. „Im Offizialat bin ich mit halber Stelle tätig, bei der EFL mit 15 Wochenstunden. Ich betreibe darüber hinaus mit einer Kollegin seit drei Jahren in Bad Mergentheim eine Praxis für Paartherapie, einfach weil ich auch noch meinen ,Marktwert' testen wollte.“ Gerade der Kontakt mit Klienten habe ihm in der Zeit gefehlt, als er vier Jahre lang Fachreferent für EFL im Bistum Würzburg war. „Da ging es vor allem um Verwaltung, Geld und Personal.“

Sowohl im Offizialat als auch in der Beratung komme er mit existentiellen Notsituationen von Menschen in Berührung. „Man darf nicht mit den Menschen ins Grab sinken. Bei empathischer Zuwendung braucht es auch immer eine Distanz. Gute Psychohygiene, Humor und nicht zuletzt eine spirituelle Verankerung sind wichtig, auch wenn ich letztere nie wie eine Monstranz vor mir hergetragen habe“, erklärt Schmalzl. Er habe immer in guten Teams und mit Vorgesetzten arbeiten dürfen, die seine Fähigkeiten gesehen und ihn wohlwollend begleitet haben.

„Ich sehe mich in der Nachfolge Jesu, ohne frömmelnd daherzukommen“, sagt er. Schon im Zentrum für Pastoralassistenten seien die Psalmen für ihn nichts mehr gewesen. „Ich bin ein Mann der ,Spiritualität der Straßen und Gassen'. Das heißt, ich suche und entdecke Gott immer wieder mitten im Alltag, zum Beispiel in leuchtenden Kinderaugen und auch in der Natur.“ Als Ehemann und dreifacher Vater seien diese Kinderaugen unter anderem die der zwei Enkel. „Es gibt für mich auch ein Leben neben der Kirche.“ Ehrenamtlich engagiert sich Schmalzl seit 14 Jahren als Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimat Kleinochsenfurt.

mh (POW)

(4425/1120; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet

Zurück